Chlamydien-Infektion (Chlamydiose) - Symptome, Diagnostik, Therapie | Gelbe Liste (2025)

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Chlamydien sind Bakterien, die Infektionen im Bereich der Geschlechtsorgane, der Harnwege, des Analbereichs, der Atemwege und der Augen verursachen. Chlamydien-Infektionen zählen zu den am häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Viele verlaufen symptomlos. Unbehandelte können sie zu Erblindung und Unfruchtbarkeit führen.

Chlamydien-Infektion (Chlamydiose): Übersicht

ICD-10 Code

  • A70-A74 - Sonstige Krankheiten durch Chlamydien
  • A55 - Lymphogranuloma inguinale (venereum) durch Chlamydien
  • A56 - Sonstige durch Geschlechtsverkehr übertragene Chlamydienkrankheiten

Chlamydien-Infektion (Chlamydiose) - Symptome, Diagnostik, Therapie | Gelbe Liste (1)

Definition

Chlamydien-Infektionen sind durch gramnegative Bakterien ausgelöste Erkrankungen und zählen zu den sexuell übertragbaren Infektionen, kurz STIs. Die auslösenden Bakterien gehören zur Familie der Chlamydiaceae und leben ausschließlich innerhalb von Zellen – sie sind obligat intrazellulär.

Epidemiologie

Chlamydien-Infektionen zählen unter anderem zu den am häufigsten sexuell übertragenen Infektionen (STIs) weltweit. Besonders häufig sind Infektionen mit Chlamydia trachomatis. Laut der Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2008 erkranken jährlich weltweit etwa 106 Millionen erwachsene Menschen neu an Chlamydien, rund ein Fünftel davon an C. trachomatis. Der Großteil der Erkrankten sind Männer. Frauen sind mit nur etwa acht Millionen weltweit vertreten. Am häufigsten betroffen sind junge Erwachsene zwischen 20 und 24 Jahren.

In Europa besteht in 18 EU-Staaten Meldepflicht für Chlamydien-Infektionen. Diese Daten werden an das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Infektionskrankheiten übermittelt. Aus den restlichen EU-Staaten gibt es lediglich Schätzwerte. Seit 2009 haben sich die Zahlen der Neuinfektionen in Europa bei ca. 175 pro 100.000 Einwohner stabilisiert. Am häufigsten ist auch hier die Gruppe junger Erwachsener zwischen 20 und 24 Jahren mit 41% der Infizierten vertreten, gefolgt von den 15- bis 19-Jährigen mit 31%. Männer und Frauen sind in einem Verhältnis von 0,7:1 betroffen.

Für Deutschland stehen nur eingeschränkt Zahlen zur Verfügung, da Chlamydien-Infektionen keine meldepflichtige STI darstellen. Die einzigen bekannten Daten stammen aus einer Sentinel-Erhebung durch Beratungsstellen der Gesundheitsämter, Fachambulanzen und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte aus den Jahren 2003-2009 sowie einzelner Studien des Robert-Koch-Instituts und von Schätzungen. Danach hatten sich 6,05% der gut 98.000 in der Studie untersuchten Patientinnen und Patienten mit C. trachomatis infiziert. Der größere Teil waren Frauen im Alter von durchschnittlich 25 Jahren. Auch das seit 2008 angebotene Laborscreening auf genitale C. trachomatis-Infektionen zeigt eine stärkere Tendenz zu getesteten Frauen. 93% der Tests wurden bei Frauen durchgeführt und ein Viertel bei unter 25-Jährigen. Insgesamt waren lediglich 5% der Tests positiv. Besonders häufig infiziert hatten sich Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren, gefolgt von den 20- bis 25-Jährigen. Inwieweit Frauen jedoch häufiger an Chlamydien-Infektionen erkranken, lässt sich anhand der aktuellen Zahlen nicht sagen, da Frauen tendenziell häufiger ärztlichen Rat aufsuchen und im Rahmen der gynäkologischen Frühuntersuchung häufiger einem Test unterzogen werden.

In Subgruppen sind die Infektionszahlen teilweise höher: Unter Männern, die Sex mit Männern haben, lag der Anteil der im Rahmen der PARIS-Studie 2009-2010 getesteten Männer bei 9,4%. Hochrechnungen zufolge entstehen dadurch Erkrankungsraten von jährlich mindestens ca. 10.000 Infektionen mit C. trachomatis im Urogenital- und Rektalbereich. Auch Sexarbeiterinnen sind mit 6,8% positiven Tests (Gesamttestzahl: 5.300) in den Jahren 2009-2010 häufiger betroffen. Besonders junge Sexarbeiterinnen mit mangelnden oder keinen Deutschkenntnissen sind gefährdet, sich mit Chlamydien anzustecken.

Schwangere und Neugeborene

Seit 1995 werden schwangere Frauen im Rahmen des Schwangeren-Screenings auf C. trachomatis-Infektionen getestet. Auch hier wurden mit 2,5% aller untersuchten Proben nur geringe Infektionsraten festgestellt. Wie bei der allgemeinen Infektionsverteilung sind unter den Schwangeren ebenfalls besonders die 15- bis 19-Jährigen betroffen, am seltensten die über 30-Jährigen.

Gebären infizierte Schwangere auf natürlichem Wege und ist der Geburtskanal infiziert, kann die Infektion mit C. trachomatis auf das Kind übertragen werden. Inwieweit es tatsächlich zu einer Übertragung kommt, lässt sich nur schwer abschätzen. Vermutlich ist sie jedoch deutlich niedriger als statistisch anzunehmen. Da C. trachomatis-Infektionen für Neugeborene schwere gesundheitliche Folgen haben können, werden Säuglinge von positiv getesteten Müttern genauer überwacht.

Sonderformen der Chlamydien-Infektionen

Durch C. psitacci ausgelöste Infektionen, die sogenannte Ornithose oder Papageienkrankheit, sind in Deutschland selten. Schätzungen zufolge dürften jährlich einige hundert Fälle auftreten. Aufgrund der fehlenden Meldepflicht sind jedoch auch hier keine genauen Zahlen bekannt.

Anders sieht es bei C. pneumoniae aus, einem Erreger, der vor allem Kinder und Jugendliche befällt. Dort haben bis zum Alter von 20 Jahren vermutlich 60% der Kinder und Jugendlichen bereits eine Infektion mit C. pneumoniae durchgestanden. In späteren Lebensjahren liegt die Durchseuchungsrate bei 90%.

Ursachen

Chlamydien sind obligat intrazelluläre, gramnegative Bakterien und zählen zu den am häufigsten sexuell übertragenen Infektionen (STIs). Sie befallen ausschließlich kernhaltige, so genannte eukaryonte Wirtszellen. Unterschieden werden drei humanpathogene Arten von Chlamydien: Chlamydia trachomatis, Chlamydia psittaci und Chlamydia pneumoniae.

Beim Bakterium Chlamydia trachomatis wird zusätzlich noch zwischen den Serotypen A-C, D-K und L1-L3 differenziert. Die Serotypen A-C verursachen vorrangig Trachome – chronisch-granulomatöse Entzündungen der Augenbindehäute. Die Serotypen D-K finden sich als STIs im Urogenitaltrakt wieder und betreffen häufiger auch Neugeborene. In Europa selten sind die Serotypen L1-L3. Sie verursachen das Lymphogranuloma venereum mit Schwerpunkt zwischen den Beinen im Inguinalbereich. Sie werden ebenfalls sexuell übertragen.

Der Erreger Chlamydia psittaci hat sein natürliches Reservoir in Vögeln, kann aber auch von Vogel auf Menschen übertragen werden. Im Falle einer Infektion löst er meist eine lebensbedrohliche Lungenentzündung aus. Der dritte Bakterienstamm, Chlamydia pneumoniae, wird über die Luft übertragen und löst Atemwegsinfekte aus. Chlamydia abortus taucht fast ausschließlich in der Veterinärmedizin und bei Kontakt mit Tieren auf. Eine Infektion mit diesem Erreger ist selten.

Pathogenese

Chlamydien leben ausschließlich innerhalb von Zellen. Sie durchlaufen einen zweigeteilten Entwicklungszyklus mit einer intrazellulären und einer extrazellulären Phase. Die extrazelluläre Form des Bakteriums besteht aus sogenannten Elementarkörperchen, die als einziger Teil des Entwicklungszyklus‘ infektiös sind. Die intrazelluläre Phase wird durch die Retikularkörperchen gebildet, die stoffwechselaktive und sich teilende Form des Bakteriums.

Trifft ein infektiöses Elementarkörperchen auf eine potentielle Wirtszelle, heftet es sich mit ihren Adhäsinen an die Membran der Zelle. Dadurch entsteht eine Einbuchtung in der Membran. Das Elementarkörperchen wird endozytiert. Im Zellinneren bleiben sie in einer Vakuole eingeschlossen und verhindern so, dass sie von den zelleigenen Abwehrmechanismen entdeckt und eliminiert werden. Innerhalb der nächsten Stunden entwickeln sich die Elementarkörperchen weiter zu teilungsfähigen und stoffwechselaktiven Retikularkörperchen. Sind die Bedingungen in der Wirtszelle optimal, kann sich das Bakterium nun innerhalb von 48 bis 72 Stunden nach dem Zellbefall exponentiell vermehren. Gleichzeitig kondensiert ein Großteil der neu gebildeten Retikularkörperchen weiter zu infektiösen Elementarkörperchen. Durch Exozytose oder Ruptur der Wirtszelle werden die Elementarkörperchen am Ende des Zyklus‘ freigesetzt und können weitere Nachbarzellen infizieren. Infiziert sich jemand zum ersten Mal, dauert die Inkubationszeit etwa ein bis drei Wochen. Wie lange jemand ansteckend ist, lässt sich nicht abschätzen, da viele Infektionen asymptomatisch verlaufen.

Der Körper reagiert auf die Infektion: Mit Chlamydien infizierte Zellen und ihr umgebendes Gewebe produzieren Entzündungsreaktionen. Dafür schütten sie Interferone und Zytokine aus. Die Retikularkörperchen können sich nicht mehr vollständig teilen und nehmen an Größe zu. Diese sogenannten aberrierenden Retikularkörperchen verursachen persistente, aber symptomarme bis symptomfreie Infektionen.

Übertragung

Übertragen werden Chlamydien beispielsweise durch sexuellen Kontakt wie bei den Serotypen D-K und L1-L3 von C. trachomatis. Auch die sogenannte „Schwimmbadkonjunktivitis“ wird vermutlich durch sexuelle Aktivitäten übertragen und weniger in Schwimmbädern. Die Serotypen A-C des C. trachomatis werden durch infektiöses Augensekret, kontaminierte Hände oder Tücher sowie Fliegen weitergegeben. Sie sind Schmierinfektionen.

Einen Sonderfall in der Übertragung stellt C. psittaci dar. Es wird von infizierten Tieren über Atemwegssekrete oder Fäkalien ausgeschieden und über die Luft übertragen. Deshalb sind vor allem Tierhalter, die besonders engen Kontakt zu ihren Vögeln halten, gefährdet. Von Mensch zu Mensch wird dieser Typ nur sehr selten übertragen.

Ebenfalls über die Luft ansteckend ist C. pneumoniae. Im Gegensatz zu C. psittaci kann dieser Chlamydienerreger jedoch auch von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Ansteckungsgefahr besteht vermutlich auch in der symptomfreien Phase.

Symptome

Wie sich eine Chlamydien-Infektion äußert, hängt vom Infektionsort, der Ausbreitung und der infizierenden Bakterienart sowie dem Serotypen ab. Viele Symptome sind unspezifisch. Ein klares Leitsymptom, das bei allen Chlamydien-Infektionen auftritt, gibt es nicht. Nicht selten verlaufen Infektionen gar asymptomatisch. Treten jedoch Symptome auf, unterscheiden sie sich je nach Geschlecht:

Infektionen beim Mann

  • Harnröhrenentzündung (Urethritis): grünlicher Ausfluss (Urethralfluor) aus der Harnröhre, Brennen in der Harnröhre, Schmerzen beim Wasserlassen
  • Prostataentzündung (Prostatitis), Entzündung der Bläschendrüse (Vesikulitis): Symptomatik unspezifisch
  • Nebenhodenentzündung (Epididymitis): schmerzhafte Hodenschwellung
  • Male Accessory Gland Infection (MAGI): entzündliche Samenwegsveränderungen, Unfruchtbarkeit

Infektionen bei der Frau

  • Gebärmutterhalsentzündung (Zervizitis), Harnröhrenentzündungen (Urethritis): meist asymptomatisch, manchmal stark riechender Ausfluss, eitriger Ausfluss bei akuten Infektionen, häufiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen
  • Entzündungen im Becken: häufig asymptomatisch, Unterbauchschmerzen, untypischer Ausfluss, Zwischenblutungen, Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr, erhöhte Temperatur oder Fieber, Portioschiebeschmerz, Druckschmerzhaftigkeit an der Gebärmutter und den Hautanhangsgebilden, in seltenen Fällen ein akutes Abdomen
  • Perihepatitis: rechtsseitiger Oberbauchschmerz, mäßiger bis starke Aszites
  • weitere Krankheitsbilder: Salpingitis, Endometritis

Infektionen bei Schwangeren und Neugeborenen

  • Konjunktivitis
  • Mittelohrentzündung (Otitis media)
  • Pneumonien
  • vorzeitiger Blasensprung
  • kindliches Untergewicht
  • Schwangerschaftskomplikationen
  • erhöhtes Risiko für Fehlgeburten

Trachom

Das Trachom ist Folge einer chronisch verlaufenden Keratokonjunktivitis, ausgelöst durch eine C. trachomatis-Infektion meist im Kindesalter. Erstsymptome sind eine akute eitrige Konjunktivitis. Im weiteren Verlauf treten zusätzlich Follikel in der Konjunktiva des Oberlids auf, die grauglasige, bis zu 1 mm große Körner sind. In Folge vernarben die Lider, die Wimpern reiben auf der Hornhaut und es kommt zu schmerzhaften bakteriellen Sekundärinfektionen. Ein Spätsymptom des Trachoms ist die Erblindung.

Lymphogranuloma venereum

Erstsymptom einer Infektion mit den Serotypen L1-L3 des C. trachomatis ist ein meist unbemerktes oberflächliches Genitalgeschwür mit schmerzlosen Bläschen. Nach ca. zehn bis dreißig Tagen schwellen die Lymphknoten im Leisten- und Genitalbereich schmerzhaft an und können aufbrechen. Es bildet sich Narbengewebe, der Lymphabfluss aus den Beinen ist gestört. Bei Analverkehr treten teilweise zusätzlich akute Entzündungen des Rektums auf. In Einzelfällen, abhängig von den sexuellen Gewohnheiten der Betroffenen, können sich diese in massive, geschwürige Enddarmentzündungen mit schleimigem oder blutigem Ausfluss, Fieber, Abszessen, Fisteln und schmerzhaftem Stuhl- und Harndrang ausweiten.

Diagnostik

Der Grundpfeiler einer Chlamydiendiagnostik ist die Laboruntersuchung. Je nach Erreger können sich die Tests unterscheiden.

Liegt ein lokaler Befall mit C. trachomatis vor, ist der direkte Nachweis üblich. Eine Methode ist, Zellkulturen aus Abstrichen der Zervix, der Urethra, des Anus oder Rektums oder der Konjunktiven anzulegen. Da das Material unter speziellen Bedingungen entnommen und transportiert werden muss, kann für unerfahrene Probennehmer eine kurze Rücksprache mit dem zuständigen Labor ratsam sein. Die Nachweisrate liegt bei 60-80%. Aufgrund der relativ langen Dauer, bis Ergebnisse vorliegen, werden heute häufig andere Nachweismethoden vorgezogen.

Eine solche andere Methode ist der molekulare Erregernachweis mittels Hybridisierungstests oder Nukleinsäureamplifikationstests. Die Sensitivität bei Hybridisierungstests liegt nach aktueller Studienlage bei 97,7%, die Spezifität bei 98,2% und damit deutlich höher als im Nachweis mittels Kultur. Einzig Nukleinsäureamplifikationstests haben eine noch höhere Treffsicherheit. Sie basieren auf Polymerasekettenreaktionen (PCR), strand displacement amplification (SDA) oder transcription-mediated amplification (TMA). Diese Tests können an allen gängigen klinischen Materialien durchgeführt werden, inklusive Abstrichproben, Urin, Sperma, Synovialflüssigkeit und Gewebeproben. Heutzutage werden vor allem Abstriche und Urin zur Diagnostik verwendet. Bei Männern mit Verdacht auf urogenitale Infektionen sollte Erststrahlurin verwendet werden, bei Frauen kombinierte Abstriche aus dem zervikalen, vaginalen und vestibularen Bereich. Bei Verdacht einer durch C. pneumoniae ausgelösten Atemwegsinfektion werden als Untersuchungsmaterial zellhaltiges Sekret aus den unteren Atemwegen, leukozytenhaltiges Sputum, Rachenspülwasser und Gewebe von beispielsweise Tonsillektomien genutzt. In einem zweiten Schritt kann dann der Serotyp bei C. trachomatis beispielsweise mittels PCR bestimmt werden.

Früher wurden vielfach zusätzlich Antigentests eingesetzt, die heute teilweise noch als Schnelltests verfügbar sind. Sie haben jedoch sowohl eine geringe Sensitivität als auch Spezifität und müssen, wenn angewendet, mittels eines zweiten Testverfahrens bestätigt werden. Besonders von Tests aus dem Internet wird in den aktuellen Leitlinien zu Infektionen mit C. trachomatis abgeraten, da häufig die Messgenauigkeit gänzlich unbekannt ist. Ähnliches gilt für Antikörpernachweistests. Diese sind bei akuten Infektionen besonders ungenau, da Antikörper gegen das Bakterium oder Bestandteile des Bakteriums häufig erst nach sechs bis acht Wochen messbar sind.

Besonders in Bevölkerungen mit wenigen Infektionsfällen durch Chlamydien und geringer Erregerkonzentration treten in den Proben falsch positive und falsch-negative Resultate häufiger auf. Bei Patienten aus diesen Gruppen sollte nach dem initialen Nachweis ein Bestätigungstest durchgeführt werden. Dafür kann entweder dieselbe Probe noch einmal verwendet werden oder eine neue Probe mit demselben oder einem anderen Nachweisverfahren überprüft werden. Bei allen anderen Bevölkerungen ist ein zweiter Testnachweis nicht notwendig.

Da Chlamydien-Infektionen vorrangig sexuell übertragen werden, sollten alle möglichen Partner der letzten sechs Monate ebenfalls getestet und behandelt werden.

Therapie

Chlamydien-Infektionen werden wie die meisten bakteriellen Infekte mit Antibiotika behandelt. Die Wahl des Antibiotikums hängt vom Infektionsort bzw. der Art der Erkrankung, dem Geschlecht und den sonstigen Umständen ab. Behandelt wird in der Regel in erster Linie mit Tetrazyklinen oder Makroliden wie Doxycyclin, Metronidazol, Azithromycin, Ceftriaxon und Erythromycin (Neugeborene). Als zweite Wahl stehen zusätzlich Moxifloxacin, Amoxicillin und Clavulansäure, Piperacillin und Tazobactam oder Ofloxacin zur Verfügung. Die Dauer der Therapie hängt vom jeweiligen Antibiotikum ab, beträgt jedoch meist zwischen sieben und vierzehn Tagen. Als einmalige orale Gabe wird derzeit Azithromycin in Sonderfällen wie Schwangerschaft oder als zweite Wahl gegeben. In Deutschland wird bei leitliniengerechter Therapie eine Einmaldosis von 1,5 g empfohlen. Die Wahl des jeweiligen Antibiotikums sollte sich nach den aktuellen Empfehlungen in den Leitlinien richten.

Prognose

Mittels Antibiotikatherapie lassen sich die meisten Chlamydien-Infektionen gut behandeln und heilen ohne Folgen aus. Bislang sind keine stabilen Antibiotikaresistenzen beim Menschen bekannt. In Einzelfällen kann der Therapieerfolg ausbleiben. Dies ist jedoch wahrscheinlich Folge einer Reinfektion, mangelnder Therapietreue oder die Therapieverlaufskontrolle wurde zu früh durchgeführt, wenn noch nicht alle abgestorbenen Bakterien und Bakterienteile aus dem Körper entfernt worden sind. Ein weiterer Grund könnten entstehende aberrante Retikularkörperchen sein. Ihr eingeschränkter Stoffwechsel macht sie wenig angreifbar für Antibiotika und lässt möglicherweise Infektionen persistieren. Zahlen dazu gibt es jedoch derzeit keine.

Wird eine Chlamydien-Infektion erst spät erkannt, steigt das Risiko für Komplikationen und langfristige Schäden. Eine durch Chlamydien ausgelöste Urethritis beispielsweise kann aufsteigen und die hintere Harnröhre, die Nebenhoden und die Prostata befallen. Die Folge ist Unfruchtbarkeit beim Mann. Zusätzlich können Verengungen der Harnröhre auftreten. Bei Frauen können durch unbehandelte Chlamydien-Infektionen Narben im Genitalbereich sowie Unfruchtbarkeit entstehen. Ebenso steigt das Risiko für Bauchhöhlen- und Eileiterschwangerschaften. Trachomen haben ein hohes Erblindungsrisiko und sind in vielen Entwicklungsländern immer noch ein häufiger Grund für Sehverlust bei Patienten.

Durch C. trachomatis ausgelöste reaktive Arthritiden haben hingegen häufig sogar unbehandelt eine gute Prognose. Sie bilden sich in mehr als 70% der Fälle spontan innerhalb eines Jahres zurück, können jedoch auch dauerhafte Schäden verursachen.

Prophylaxe

Sexuell übertragbare Krankheiten lassen sich durch einfache Methoden wie Kondome verhindern. Dafür ist eine gute Aufklärung nötig. Wie die Infektionszahlen, vor allem bei jungen Menschen, vermuten lassen, sollte hier verstärkt Prävention betrieben werden, um neben HIV und AIDS auch Chlamydien-Infektionen als STIs in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Junge Frauen unter 25 Jahren können sich zusätzlich jährlich screenen lassen, um mögliche Infektionen frühzeitig zu erkennen. Ebenso werden Schwangere im Rahmen der Schwangerenvorsorge auf Chlamydien-Infektionen gescreent, um das Risiko für das ungeborene Kind zu reduzieren.

Da für Reinfektionen aufgrund des Ping-Pong-Effekts ein hohes Risiko besteht, umfasst die Prophylaxe neben den Betroffenen auch die Untersuchung und gegebenenfalls Therapie aller Geschlechtspartner der letzten Monate. So kann gleichzeitig die Ausbreitung eingedämmt werden.

Allgemeine Hygienemaßnahmen können helfen, um Trachome zu vermeiden. Da sie über Schmierinfektionen weitergegeben werden, reduzieren bereits eine adäquate Wasserversorgung und gute körperliche Hygiene das Infektionsrisiko deutlich.

Hinweise

  • Um Ping-Pong-Infektionen zu vermeiden und weitere Ausbreitung einzudämmen, sollten alle Menschen, mit denen eine infizierte Person in den letzten Monaten Geschlechtsverkehr jeglicher Art hatte, getestet und gegebenenfalls behandelt werden.
  • Nachgewiesene Infektionen mit C. psittaci sind in Deutschland meldepflichtig.
  • Die Diagnostik von C. psittaci-Infektionen erfolgt ausschließlich in Speziallaboren der Sicherheitsstufe 3, da ein hohes Infektionsrisiko gegeben ist.

Autor:

Sonja Klein (Medizinjournalistin)

Stand:

09.01.2020

Quelle:

  1. Robert Koch Institut. Chlamydiosen (Teil 1): Erkrankungen durch Chlamydia trachomatis. [Online] 21.12.2010. [aufgerufen am 01.12.2019]
  2. Robert-Koch-Institut. Chlamydiosen (Teil 2): Erkrankungen durch Chlamydia psittaci, Chlamydia pneumoniae und Simkania negevensis. [Online] 08.03.2019. [aufgerufen am 01.12.2019]
  3. Bremer V. et al. S2k-Leitlinie: Infektionen mit Chlamydia trachomatis. AWMF-Register 059/005.
  4. Suerbaum S. et al. Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, 7. Auflage, Heidelberg 2012.
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